ANFRAGE der Abgeordneten Mag. Haupt, Dr. Pumberger und Kollegen an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales betreffend Fußnormen
In der Anfragebeantwortung 5667/AB verweist der Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten darauf, daß bis zu dem heutigen Tag, von Seiten der interessierten Kreise, kein Normungsthema betreffend Schuhe an das österreichische Normungsinstitut herangetragen worden ist. Es kann dem Konsumenten aber jederzeit mittels eines Konformitätszeichens (z.B. ON - CERT) deutlich gemacht werden, welche Schuhe bestimmten Kriterien (ÖNORM) entsprechen und welche nicht. Die unterfertigten Abgeordneten richten in diesem Zusammenhang an die Frau Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales nachstehende
ANFRAGE 1. Sind von Seiten Ihres Ressorts Maßnahmen geplant, um mit den entsprechenden interessierten Kreisen ein Konformitätszeichen, für im österreichischen Handel erhältliche Schuhe, zu erarbeiten? Wenn nein, warum nicht?
2. Sind Maßnahmen geplant, um den obersten Sanitätsrat mit der Erarbeitung eines Konformitätszeichens, für im österreichischen Handel erhältliche Schuhe, zu betrauen? Wenn nein, warum nicht?
3. Sind Maßnahmen geplant, um das österreichischen Bundesinstitut für Gesundheit (ÖBIG) mit der Erarbeitung eines Konformitätszeichens, für im österreichischen Handel erhältliche Schuhe, zu betrauen? Wenn nein, warum nicht?
4. Im Jahr 1998 hat sich Herr Felix Kabelka mit einem offenen Brief (Beilage) an alle österreichischen Abgeordneten zum Nationalrat und an Ihr Ministerium gewandt, ist Ihnen dieser Brief bekannt?
5. Halten Sie eine Zusammenarbeit mit den bereits seit Jahren mit diesem Thema befaßten Personen (Orthopäden, Anatomen), zur Erarbeitung eines österreichischen Konformitätszeichens für möglich? Wenn nein, warum nicht?
6. Wurden von Seiten Ihres Ressorts Maßnahmen gesetzt, um für betroffene Patienten unnötige orthopädische Operationen (Bänder, Sehnen, Spreizfüß bei Kindern unter drei Jahren), deren Notwendigkeit durch wissenschaftliche Erkenntnisse bereits widerlegt wurde, zu verhindern? Wenn ja, wie sehen diese Maßnahmen aus? Wenn nein, warum nicht?
Felix Kabelka Währinger Straße 66 1090 Wien 01 - 3173560
Parlament Dr. Karl Renner - Ring 3 1017 Wien
Sehr geehrte(r) Abgeordnete(r) zum Nationalrat!
Die Fußverkrüppelung beginnt bereits beim Säugling!Es ist unglaublich aber leider Tatsache: Die eigene Fußgesundheit wird in unserem Land von keinem Menschen beachtet! Fußverkrüppelungen und Beinleiden sind die Auswirkungen von modisch geformter Fußbekleidung.
Fußleiden beginnen bereits beim Säugling zwischen dem 6. oder 8. Lebensmonat,
wenn er von seinen Eltern die ersten festen Schuhe angezogen erhält. Daher ist bei den zukünftigen Eltern damit zu beginnen, sie darüber aufzuklären, welches Leid sie ihrem Säugling bereiten, wenn sie ihm Fußbekleidung anziehen, die nicht der anatomischen Form seiner Füße entspricht.
Als Fußpfleger war ich während meiner 40 selbständigen Berufsjahre immer frustriert feststellen zu müssen, daß die Kundinnen und Kunden auf meine Empfehlungen fußformrichtige Fußbekleidung zu tragen, immer mit Unverständnis reagiert haben. Heute sind mir die Antworten dieser Menschen verständlich: Erwachsene haben während ihres Lebens niemals - weder bei sich selbst, noch bei anderen Personen normal geformte Füße zu Gesicht bekommen, denn ihr eigenes Fußmartyrium begann bereits im Säuglingsalter.
Also konnte kein Fußgesundheitsbewußtsein bei ihnen entstehen.
Der Wiener Anatom, Prof. Dr. Alfred Gisel hat in den Sechzigerjahren Vorträge in Deutschland über die wünschenswerte Fußgesundheit auf Kongressen gehalten. Ich kann mich an seine aufopfernde Arbeit gut erinnern, denn seit damals habe ich mich auf das gleiche Ziel - nur von einer anderen Basis aus - eingestellt. 1984 gründete Prof. Gisel die Arbeitsgemeinschaft Pes Formosus in dem Wiener „Institut für Wissenschaft und Kunst“, um in Zusammenarbeit mit den verschiedenen zuständigen Experten
die „Bewahrung der natürlichen Funktionen des Menschenfußes“
abzuklären; das Ergebnis sollte auch Empfehlungen für die Formung der Fußbekleidung enthalten. Ich wurde vom Vorsitzenden persönlich in die Arbeitsgemeinschaft aufgenommen. Der Anatom Prof. Dr. W. Krause sowie zwei Herren vom Gesundheitsamt der Stadt Wien, die Stadtphysici, Dr. Franz Biron, Orthopäde, und Dr. Norbert Ortler, haben an den Tagungen regelmäßig teilgenommen. Während dieser Zusammenkünfte habe ich dem Vorsitzenden vorgeschlagen, daß ich selbst Fußmessungen durchführen wolle.
Kundinnen und Kunden bei der Fußpflege im Volksbad, im 10 Bezirk, waren meine ersten Probanden. In der Säuglingsstation des Wiener AKH durfte ich Säuglingsfüße ab dem 3. Lebensmonat messen. Ich durfte weiter bei den „Roten Falken“ in Wien, in Kindergärten und in Horten Mädchen - und Knabenfüße messen. Auf meine persönliche Bitte konnte ich in Harmannsdorf - Rückersdorf bei Korneuburg im Kindergarten und im Hort und in der Volks - und Hauptschule die Füße der Kindern messen. Schließlich hat Herr Ing. Franz Gibler vom „Verein für Konsumenteninformation“ in der Volks - und Hauptschule in Wien - Breitenlee, die Füße der Schüler mit mir gemeinsam gemessen.
1989 habe ich die praktische Arbeit abgeschlossen. 1994 konnte ich im „Universitätsinstitut für Dokumentation und Statistik“ die Rohdaten unter Aufsicht von Prof. Dr. Liselotte Havelec auf Diskette schreiben. Die Herren Dr. Wolfgang Heinrich, Anthropologe und Dipl. Ing. Manfred Krejs halfen das Messverfahren in einem Manuskript zu erfassen.
Maße, die zum Bau anatomisch richtiger Fußbekleidung führen, sind ausschließlich Maße von unbelasteten Füßen. Die Distanz von der äußeren Seite der Zehenkuppe der 1. Zehe zur äußeren Seite der 5. Zehe ist die Vorfußbreite. Am Erwachsenen fällt die Höhe über die Nägel der 1. zur 5. Zehe, sowie vom 1. zum 5. Grundzehengelenk um 10 mm ab. Mathematisch ausgewertet bilden die erhobenen Werte den Zeheninnenraum für Strümpfe und Schuhe.
Auch die Fußbettkonstruktionen, die in den letzten Jahren propagiert und angewendet werden, sind wegen der schädlichen Einwirkungen auf den Weichteilpolster der Fußsohle zu unterlassen. Dasselbe gilt für Sandalen mit erhöhtem Rand um den vorderen Abschluß und Erhöhungen und Vertiefungen auf der Brandsohle im Bereich des Mittelfußes und für die starke Vertiefung unter den Fersen. Alle diese zusätzlichen Aufbauten sind wegen der auftretenden Quetschungen in den Weichteilformationen der Fußsohle und Stauungen im Gefäßsystem zu unterlassen. Auch das Material, aus denen die Strümpfe gefertigt werden, wäre sorgfältig auf Hautverträglichkeit zu prüfen. Streng passende Gummibünde im Socken - oder Strumpfabschluß oder am Körper sind wegen der im Weichteilpolster des Versorgungsbe - reiches der Haut zu erwartenden Staus zu unterlassen.
In Österreich brauchen wir für unsere Füße Schutz im Herbst und Winter und bei Regen; das darf aber nicht dazu benutzt werden, die Füße der Konsumenten systematisch zu foltern und zu zerstören. Aber die Propagierung immer wieder neuer modischer Fußbekleidung, die schon beim Säugling beginnt, bewirkt nach einem Leben voller Fuß - und Beinschmerzen schließlich beim Greis Füße mit funktionslosen Zehen, Schmerzen, Krankenstände, Operationen, Rehabilitation und schließlich frühe Invalidität sind die Stationen, des zivilisierten Menschen.
Fußgesundheit muß ihren Stellenwert zuerst im Unterbewußtsein erlangen.
Das ist nur möglich, werin man Eltern der künftigen Säuglinge aufmerksam macht,daß sie den Füßchen ihrer Babys nur Fußbekleidung anziehen, die keinen Preß - Schiebe - oder Zerrdruck ausübt.
Bei der Gesundenuntersuchung möge nie unterlassen werden, auf Fußverkrüppelungen hinzuweisen, und im einzelnen Fall dem Patienten ans Herz zu legen, daß er ab sofort nur mehr Fußbekleidung kauft, die körpereigene Kräfte dabei unterstützt, den Schaden selber beheben zu können; der Körper kompensiert erstaunlich viel.
Ich schlage vor, von Uneinsichtigen Öko - Steuer zu verlangen! Modische Fußbekleidung läßt sich an der äußeren Form mit spitzen Vorfuß, hohen Absätzen und an dem künstlichen Material der Schuhhülle erkennen. Der Schaden, den die Menschen durch unpassende Fußbekleidung sich bewußt zufügen, für den sollten sie persönlich die Kosten tragen! In den letzten Jahren werden den Österreichern aus asiatischen Ländern billige Konfektionsschuhen aufgedrängt, die nicht uns, sondern dem Skelett und den Weichteilformationen anthropologisch ungleicher Populationen angepaßt sind. Über ein wichtiges Ereignis möchte ich Ihnen noch berichten, das beweist, daß Anatomen bisweilen den Füßen der Menschen ihre besondere Aufmerksamkeit zuwendeten.
Professor Dr. Wilhelm Thomsen, Orthopäde in Köln BRD, hat 1949 das Buch von Petrus Camper, Anatom zu Leiden in Holland, geboren 11. Mai 1722, gestorben im März 1789 auf die Gegenwart bezogen neu herausgebracht. Der Titel des Buches lautet: “Die Abhandlung über die beste Form der Schuhe“. In der Einleitung erzählt der Sohn von P.C. den Lesern: Bei einer seiner Reisen, traf P.C. in Kassel den bekannten Anatomen Soemmering, welcher durch seinen Kampf gegen das Korsett (Schnürung des Brustkorbes) der Frauen bekannt geworden ist.
In einem vereinten Europa der EU, wo alle Menschen geeignete Fußbekleidung brauchen, muß endlich auf die bisherige verbrecherische Manipulation der Fußgesundheit des Menschen hingewiesen werden. Briefe derselben Thematik an das Regionalbüro der WHO in Kopenhagen sowie an die Präsidentin der Weltgesundheitsorganissation in Genf sind in Vorbereitung. Ziel ist die Einführung eines Welttages für Fußgesundheit. Diese Informationen sollen dazu dienen, Sie auf Ihr persönliches Fußschicksal aufmerksam zu machen und Sie um Mithilfe zu bitten, den andauernden Leiden der Menschenfüße ein Ende zu setzen. Mit vorzüglicher Hochachtung (Felix Kabelka)
Beilage:Gutachten vom Vorstand der Anatomie, Univ. Prof. Dr. Wilhem Firbas zur Studie von F. Kabelka: "Fußverkrüppelung beginnt beim Säugling" an das Gesundheitsamt der Stadt Wien vom 17. November 1997 INSTITUT FÜR ANATOMIE DER UNIVERSITÄT WIEN VORSTAND: UNIV. PROF. DR. W. FIRBAS GUTACHTEN ZUM PROJEKT KABELKA
Die praktisch bei allen Personen im Wiener Raum zu beobachtenden Fußdeformitäten gehen auf die Verwendung ungeeigneten Schuhwerks, von Kindheit an, zurück. Die - Arbeitsgruppe zur Erforschung der Fußdeformität legt ein Projekt vor, bei dem durch die Auswertung einer umfangreichen Messreihe von kindlichen Füßen der Zeitpunkt und der Grad der Deformierung des Fußskeletts genau bekannt gemacht werden soll. Mittels einer statistischen Auswertung und einer morphologischen Analyse können die Hintergründe des Umbaues von Knorpel und Knochen am menschlichen Fuß erschlossen werden. An Hand dieser Grundlagen wird der Einfluss der Fußbekleidung auf die Fußanatomie deutlich werden. Mit Hilfe der erarbeiteten Grundlagen sollen die Merkmale einer möglichst schonenden Schuhkonstruktion bestimmt werden. Da Fußdeformitäten nicht nur persönliche Probleme darstellen, sondern wegen der nötigen operativen Korrekturen beträchtliche volkswirtschaftlich wirksame - Kosten verursachen, könnte eine solche Studie wichtige Ziele erreichen. Von der Schuhindustrie muß eine entsprechende Zusammenarbeit erwartet werden, um optimale Schuhe verfügbar zu machen. Die Aufklärung der Bevölkerung kann auf Grund der objektiven Grundlagen betrieben werden und damit der Wunsch nach geeigneter Fußbekleidung stimuliert werden. Besonderes Augenmerk ist naturgemäß auf die Phase der frühen Kindheit zu legen, in der fehlerhafte Schuhe die Deformierung des Fußskeletts starten. Die im Zusammenhang mit dieser Studie nötigen Arbeiten können am Institut für Anatomie durchgeführt werdenParlament